Zunehmender Leistungsdruck
Trotz einem ständigen Wirtschaftswachstum nimmt die Armut auch in reichen
Ländern zu. Zwar ist der Lebensstandard gemessen an anderen Ländern nach
wie vor hoch, auf diesem Weg lässt sich Armut jedoch nicht vergleichen. Auch
im reichen Westen profitiert vor allem ein geringer Teil tatsächlich von Wachstum
und Wohlstand, während der überdurchschnittliche Prozentsatz sich mit wenig
begnügen muss. Was die Gesellschaft denen zugute kommen lässt, die es
wirklich benötigen, hält diese gerade am Leben und lässt ihnen kaum
Spielräume zur Lebensgestaltung. Armut entscheidet in einem solchen Fall
zwischen einem gelungenen Leben und gescheiterten Lebensentwürfen.
Nicht nur die Armut nimmt zu, sondern ebenso die Anzahl der psychiatrischen
Diagnosen. Immer mehr Menschen leiden an einer seelischen Erkrankung. Die
Dunkelziffer ist weitaus höher, weil viele Betroffene nicht darüber sprechen oder
sich schämen zum Arzt zu gehen. Angesichts des zunehmenden
Leistungsdrucks, kann die Vermutung geäußert werden, dass prekäre
Lebenslagen und Armutsrisiken seelische Krisen begünstigen.
Wer arm ist, wird leichter krank. Wer krank ist, verarmt leichter. Das
Stressniveau steigt ständig. Wer sich nicht anpassen kann, ist vom Verlust des
Arbeitsplatzes bedroht. Er sieht sich gesellschaftlich isoliert, weil sich plötzlich
auch Bekannte und Freunde abwenden. Depressionen sind mittlerweile eine
der häufigsten Ursachen für Arbeitsausfälle. Schlechte Arbeitsbedingungen
und Mobbing bedeuten eine zusätzliche Belastung, der nicht jede Seele
gewachsen ist. Wer seelische Probleme hat, behält diese somit besser für
sich, um nicht ausgegrenzt zu werden.