Burn-Out
Der Burn-Out ist zum allgemeinen Symptom einer Wirtschaft geworden,
die auf einem grenzenlosen Wachstum auf Kosten der Gesundheit
beharrt. Während die Leistungsspirale sich endlos höher schraubt, wächst
die Anzahl an Verlierern, die nicht mehr mitkommen und abgehängt werden.
In der Gesellschaft zählt Anerkennung, vor allem aber der wirtschaftliche
Erfolg. Leistungen werden daran gemessen, was sie einbringen. Was
jemand verdient, bestimmt auch seinen gesellschaftlichen Stellenwert.
Die unzähligen Lebensläufe, die in der Armut enden und den Großteil
der Statistik füllen, werden höchstens als Einzelschicksale berücksichtigt.
Denn nach wie vor gilt die Vorstellung, dass jeder seines eigenen Glückes
Schmied ist und der Erfolg keine Sache des Zufalls ist.
Wer verarmt, der hat es selbst verschuldet. Die Zunahme sogenannter
Burn-Out-Patienten beweist jedoch, dass Arbeit allein weder glücklich
noch erfolgreich macht. Auch die Leistungsträger der Gesellschaft sind
von Armut und seelischer Erkrankung bedroht. Die Doppelbelastung
von Privat- und Berufsleben erhöht das Risiko eines seelischen
Zusammenbruchs, insbesondere wenn finanzielle Probleme hinzutreten.
Armut ist unterschwelliges Merkmal vieler Lebenskrisen, deren seelische
Auswirkungen über Lebensmüdigkeit und körperlichen Erschöpfung
hinausreichen.
Burn-Out ist nur Symptom einer Leistungsgesellschaft, in welcher zum
Erfolg die eigenen Kräfte nicht ausreichen. Burn-Out betrifft nicht nur
Menschen im Arbeitsalltag, die der Doppelbelastung von Beruf und Familie
nicht gewachsen sind, sondern ebenso Arbeitslose.
Arbeitslosigkeit bedeutet ebenfalls Stress für die Betroffenen, Demütigung
und Ausgrenzung von Seiten der Gesellschaft. Wer keiner geregelten
Arbeit nachgeht, dem fehlt häufig auch ein geregelter Lebensalltag.
Einhergehend mit mangelnden Perspektiven bietet sich häufig das trostlose
Bild untätiger Menschen, die neben seiner psychischen Erkrankung zusätzlich
mit dem Makel der Arbeitslosigkeit behaftet sind. Im Gegensatz zu den
Berufstätigen sind allerdings die persönlichen Krisen verarmter Menschen
zweitrangig, auch weil sie weniger gesellschaftliches Ansehen genießen.